Ihr Lieben,
heute möchte ich mit Euch einen sehr persönlichen Teil
meines Lebens teilen.
Immer wieder ist das Stillen in den Medien ein Thema. Dass es mir als „Langszeitstillmama“
natürlich eher ins Auge springt ist klar. Gleichwohl fällt mir auf, dass
dieses Thema nicht nur Mamas interessiert.
Emils und meine Stillbeziehung fing mehr als holprig an.
Nach tagelangen Wehen und einen Kaiserschnitt war ich erst mal nicht in der
Lage, ihn voll zu stillen. Ich hatte einfach zu wenig Milch. Das Ende vom Lied: Emil nahm extrem ab und wurde noch im Krankenhaus zugefüttert.
Die Milch wollte einfach nicht so richtig kommen und Emil
hatte auch keinen richtigen Draht zu meinem Busen.
Am ersten Abend in unserem Zuhause kam dann endlich die
Milch. Ich zog mich gerade aus, um ins Bett zu gehen, als ich merkte, dass mein
Bauch naß wurde.
Aber auch das war nicht unser Durchbruch. Emil schaffte
es noch nicht richtig anzudocken und er nahm weiterhin nur schleppend zu. Ich
arbeitete mit allen Tricks. Stillhütchen, Brusternährungsset, Milchpumpe....
Es wurde nicht besser. Nach ca 3-4 Wochen schmiss ich das
ganze Sammelsurium in die Ecke und dachte: Entweder es klappt jetzt oder Emil bekommt die Flasche.
Das war nun wirklich der Durchbruch.
Ich hatte mich
emotional von dem Druck, Stillen zu
wollen, ja zu müssen befreit und gefühlt von heute auf morgen waren wir
beieinander angekommen.
Nun, als Emil das Stillen für sich entdeckte, stillten wir
gefühlte 24 Stunden am Tag. Auch das war sehr anstrengend für mich, sowohl körperlich als
auch mental. Ich fühlte mich zeitweilig richtig fremd in mir.
Aber auch das bekamen wir auf kurze Zeit in den Griff und Emil
wurde von meiner Milch länger satt. Da es inzwischen warm draußen war, stillte ich auch ohne Probleme und Hemmungen unterwegs. Ich hatte mich damit
wieder ein Stück zurück in die Welt gebracht.
Mit sechs Monaten bekam Emil seine ersten Zähnchen, die
tatsächlich auch kräftig an mir getestet wurden. Das war ein Zeitpunkt, an welchen ich
über das Abstillen nachdachte. Aber mit gutem Zureden hab ich Emil das Beißen abgewöhnen können und weiß heute, wo er schon zwölf Zähne hat, die Anzeichen einer "Beißattacke" zu deuten und docke in kurz vorher ab.
Emils erster Geburtstag näherte sich und im Bekanntenkreis fingen
die Mütter mit gleichaltrigen Kindern an abzustillen. Ich stellte mir daher die
Frage, ob es für uns nicht auch an der Zeit wäre.
Ich besprach das Thema mit meinem Mann und er fragte mich, warum ich den Abstillen wollte? Herr Chlencherei fragte mich, ob mir der Alkohol fehle oder ich
mich eingeengt fühlte. Auf beides antwortete ich mit "Nein".
Ich dachte über das Abstillen nach, weil „man" so lange
nicht stillt, weil mit einen dann doch was nicht stimmt, weil das Kind bestimmt
ein Weichei wird und unselbständig und überhaupt: Stillende Kinder und Brüste, die stillen sind iiiiih und Pfui!
Ja, die Gesellschaft hatte das Ihrige dazu beigetragen, mich schlecht zu fühlen, mein einjähriges Kind zu stillen. So schlecht, dass ich Emil und mir
das Stillen fast genommen hätte. Herr Chlencherei sagte dazu übrigens: „Versteh ich nicht, Dich hat
doch noch nie interessiert, was andere Menschen sagen"
Unser kleiner Mann und ich genießen die Kuscheleinheiten
sehr.
Ich hab einmal diesen wunderschönen Satz gelesen:
"Stillen ist flüssige Liebe"
Ich gebe ihm diese
Liebe gerne und bin froh, dass ich es kann. Warum sollte ich ihm das versagen? Weil
er dann beim Abitur mit Muttermilch und nicht mit Sekt anstößt? Weil es doch so
tolle Ersatznippel aus Plastik gibt? Unser Kind benutzt keinen Schnuller,
trinkt sein Wasser seit dem achten Lebensmonat aus Gläsern, schläft bis auf
eine kurze Trinkpause irgendwann zwischen 2 und 4 Uhr nachts durch (von dem Boxenstopp
bekomme ich quasi nichts mit, weil er bei uns im Beistellbett liegt. Herr Chlencherei kann ihn zu Bett bringen und wir haben ein rundum zufriedenes Kind. Ich lüge
nicht, wenn ich sage, dass wir noch keine einzige durchweinte Nacht hatten.
Langsam merke ich allerdings, dass Emil weniger oft kommt und
das ist Okay für mich. Ich wünsche mir, dass er sich selbstbestimmt abstillt.
Übrigens bin ich keine militante Stillmama. Auch hier
gilt für mich: "Leben und leben lassen".
Stillen ist eine von vielen wunderschönen Möglichkeiten, sein Kind zu versorgen und Liebe zu schenken.
Ich bin nicht der Meinung, dass das Stillen für eine enge Bindung wichtig ist. Ich wurde aus naheliegenden Gründen
nicht gestillt und meine Mama und ich könnten einander nicht näher sein.
Ich wünsche mir nur, dass die Stillbeziehung zwischen
Mutter und Kind, egal wie lange sie geht, nicht bewertet wird und der
Gesellschaft wieder bewusst wird, dass Brüste geschaffen wurden, um Kinder zu
stillen und nicht um Bademode zu verkaufen!
Alles Liebe Eure Chris
Liebe Chris,
AntwortenLöschendas hast du schön geschrieben :-) Ich stille ebenfalls noch seit mehr als 18 Monaten und merke immer wieder, wie sehr mein Zwerg es noch braucht. Toll, dass du nicht sofort aufgegeben hast und es doch noch geklappt hat!
Liebe Grüße
Nicole
Ich habe alle meine 3 Kinder gestillt. Das erste nur 6 Wochen, abgestillt wg. Krankheit. Die anderen beiden aber kamen in den Genuss einer langen Stillzeit. Mein Sohn 13 Monate und meine tochter 19! Monate. Und rückblickend muss ich sagen: Alles richtig gemacht. Die beiden hatten weder jemals einen Schnuller noch eine Flasche.
AntwortenLöschenIn schwierigen Zeiten hatte ich meine Stillberaterin an der Seite. Jawohl, so was gibt es. Sie ist zu einer meiner besten Freundinnen geworden und ist es auch heute, 20 Jahre später, immer noch.
Die schönste Erfahrung ist nicht nur dieser enge Kontakt mit deinem Kind, sondern auch die Möglichkeit, die Brust dazu zu gebrauchen, wozu sie eigentlich gemacht ist!
Deshalb.... Daumen hoch für dich.
Vielen Dank fürs teilen, Respekt für so viel Offenheit bei einem solchen Thema. Absolut wahr! Gerade den letzten Absatz könnte ich so unterschreiben. Gemäß WHO sind sogar 24 Monate empfohlen... aber in unserer Gesellschaft "undenkbar" (da würden die Leute schon lange komisch gucken).
AntwortenLöschenIch hatte anfangs auch Stillprobleme, aber gerade weil ich extrem früh wieder in den Job eingestiegen bin, war das eine zusätzliche Möglichkeit die enge Mama-Kind-Beziehung aufrecht zu erhalten. Im Alltag habe ich gemerkt, dass ihr das Stillen noch gut getan hat - und damit auch irgendwie mir. Krank war sie eigentlich nie und einen Schnuller hatte sie (genau wie dein Emil) auch nicht.
Insofern ja, stillen ist etwas wunderbares. Und gleichzeitig hast du so Recht, leben und leben lassen... manchmal geht oder klappt es eben nicht. Akzeptanz / Toleranz is key.
Liebe Grüße
P.S.: wunderschöne Bilder zum Text :-)
oh Chris...das hast du aber solo schön formuliert...mit so viel Liebe und Wärme.....
AntwortenLöschenganz klasse.... LG Meiga Ina